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»Freier Wille«

Diese Szene jagt mir förmlich Schauer über den Rücken – und beeindruckt mich an einer Stelle kolossal.

Also erst mal: Was erzählt Albert seinen Charakteren da für einen Quatsch? Er kann seinen eigenen Schützlingen doch nicht vorklatschen, daß sie nie in ihrem Leben etwas geleistet haben! Noch deprimierender geht es ja wohl nicht mehr! Welcher Vater geht denn so mit seinen (noch dazu so liebenswerten) Kindern um? Noch dazu, wenn es nicht einmal stimmt…
Okay, aber hier sei ihm mal zugute gehalten, daß er wahrscheinlich mit der Situation überfordert gewesen ist, und es auch nicht besser wußte. Ich mußte als Autorin auch erst einmal lernen, daß nicht ich federführend in den Geschichten bin, sondern nur das schreiben kann, was mir meine Charaktere erzählen; daß ich praktisch lediglich als Medium zwischen den Welten fungieren kann. Oder wie erklärt es sich sonst, daß die Geschichten nie so ablaufen, wie ich sie angedacht habe, daß Charaktere anders reagieren als erwartet, daß Geschichten auch mal stagnieren und man nicht weiterkommt, etc? Das ist der Grund, warum die Geschichten so lebendig sind, weil die Geschehnisse ihre eigene Dynamik und die Charaktere ihr Eigenleben haben. Genau so war es hier bei Albert auch, oder warum kam er bei Episode 234 nicht weiter? – Eine Geschichte wird nur dann lebendig, wenn man sie sich nicht ausdenkt, sondern wenn sie passiert! Und ich kenne kaum eine lebendigere Geschichte als die von Gaya.
Daß es so ist, beweißt auch die Tatsache, daß die Charaktere sich ihrer bewußt sind, ihre eigene Persönlichkeit haben, Einnerungen, Ideen, usw. Als sie in die Realwelt kamen, haben sie sich ja auch nicht anders verhalten, als in ihrer eigenen Welt. Somit ist es großer Blödsinn, daß die Charaktere bis zum auftauchen in der Realwelt keinen eigenen, freien Willen gehabt haben. Albert mag es glauben, weil er die Geschichten schreibt, aber nur weil es sich hier um eine für unser Verständnis fiktionale Welt handelt, bedeutet das nicht, daß die Charaktere kein eigenes Leben und keinen eigenen Willen haben! Boo bringt es sogar auf den Punkt – und läßt sich dann doch wieder verunsichern. -.-

Und an dieser Stelle kommt Zino in's Spiel! Also, von wegen, er sei dumm, etc. – das Gegenteil ist der Fall. Er hat es als Einziger genau richtig erkannt; auch wenn er es selber wahrscheinlich nicht einmal gemerkt hat. Als Albert erklärt, daß was immer auch die Gayaner in die Realwelt gebracht hat, ihnen einen freien Willen gegeben hat, antwortet er in der englischen Version mit: „Nah. Nobody gave me anything free.” Und das ist die intelligensteste Aussage überhaupt, denn genau so ist es: Es mußte den Gayanern gar nichts gegeben werden – denn sie hatten den freien Willen schon die ganze Zeit! Ganz schön clever, mein Schatz! ^^

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